Julian von Haacke: “Fühle mich als absoluter Bremer”
09.08.11 | von Kiki | Kategorie: Interviews | 10 KommentareAm kommenden Sonntag startet die neue Saison der U19 des SV Werder mit dem Auftakt-Heimspiel gegen den VfL Osnabrück (13 Uhr, auf Platz 11). Mit dabei ist ein Großteil der Mannschaft, die vor wenigen Wochen Vizemeister im Bereich der U17-Junioren wurde. Unter anderem Mittelfeldspieler Julian von Haacke, einer der Leistungsträger der letztjährigen U17 und in der Vorbereitung gesetzt sowie mit vier Treffern, zwei davon in der Generalprobe, die man am Samstag mit 3-1 gegen die U19 von Preußen Münster gewann.
Der 17jährige von Haacke ist einer von wenigen Spielern (u.a. noch von Haacke-Kumpel Tobias Schwede) im Nachwuchs des SV Werder, der ein Bremer durch und durch ist. Geboren im Februar 1994 in: Bremen. Mit vier Jahren begann er bei Post SV, wechselte später für eine Spielzeit zu Union Bremen und im Sommer 2006 dann zum SV Werder. In den jeweiligen Jahrgängen war er Stammspieler, kam im Jahr 2009 zu drei Einsätzen für die deutsche U15 bzw. U16.
Und zu den U-Teams des DFB will er auch wieder zurück, wie er am Montag nachmittag im Gespräch mit Worum.org verriet. Im ‘Cafe Ambiente’ gab es unweit vom Weserstadion draußen Dauerregen und drinnen eine heiße Schokolade für den Interview-Gast.
Worum.org: Julian, letztes Jahr nach toller Saison letztendlich dann doch nur Vizemeister. Wie hast du die Niederlage in dem wichtigen Spiel gegen den FC Köln verarbeitet?
Julian von Haacke: Wir hatten ja nach der Niederlage nur noch ein Pokalspiel, was kurz danach folgte und dann hatten wir ja erstmal komplett Pause vom Fußball. Da konnte ich dann viel mit Freunden unternehmen, mich ablenken und dann hat man das auch nach und nach besser verkraftet. Rückblickend kann ich da jetzt sagen, dass wir einfach Pech hatten. Direkt nach dem Spiel und auch noch ein paar Tage später waren wir aber natürlich erstmal total geplättet, aber jetzt mit der Zeit geht das.
Gibt es dieses Jahr die Revanche?
Muss man mal sehen. (lacht) Erstmal geht es ja darum, dass wir in der Liga soweit wie möglich hochkommen und wenn wir dann – worauf wir auch Chancen haben – die Nordostdeutsche Meisterschaft gewinnen, dann gibt es vielleicht auch die Revanche gegen Köln.
Wen siehst du als große Konkurrenz in der Liga?
Schon in der U17 war Wolfsburg mit dem jüngeren 93er Jahrgang stark, da glaube ich auch, dass die dieses Jahr oben mitspielen werden und halt wie immer Hertha. Und dann sind wie immer auch die anderen Bundesligisten wie Hannover oder Hamburg vorne mit dabei.
In welchen Bereichen habt ihr als Mannschaft im letzten Jahr die meisten Fortschritte gemacht?
Ich glaube, unser Teamgeist hat uns besonders ausgezeichnet. Gegen Ende hatten wir auch einen kleinen Hänger und hatten dann von der Mannschaft aus eine Sitzung, wo wir uns zusammengerauft und über unsere Fehler gesprochen haben. Danach haben wir dann 5:1 gegen Wolfsburg gewonnen. Unser Zusammenhalt war einfach klasse.
Wo siehst du für dich noch Verbesserungspotential?
Auf den ersten fünf Metern würde ich gern noch meine Spritzigkeit verbessern und wie wohl bei den meisten ist der linke Fuß mein schwacher Fuß. Da kann man immer was machen.
Lange Zeit Rechtsverteidiger, in der Nationalmannschaft auch Linksverteidiger, nun als „Sechser“ unterwegs. Wo spielst du selber am liebsten?
Auf jeden Fall auf der sechs. Da bekomme ich am meisten Bälle, hab das Spiel vor mir und kann auch offensiv was machen.
Siehst du dich auf eben jener Position eher als klassischen Zerstörer oder als Spielmacher?
Das ist, glaube ich, vom Spiel abhängig. Gegen tief stehende Mannschaften ist man als Sechser dann ja eigentlich der Spielmacher, weil die gegnerische Mannschaft den Zehner ja meistens zustellt, aber in einem offenen Spiel muss man das dann ja beides vereinen.
Die jetzige U18 hat eine halbjährige Nominierungspause für die U17-WM-Teilnehmer, siehst du auch deswegen Chancen, demnächst dein nächstes Länderspiel bestreiten zu können?
Ja klar, auf jeden Fall. Ich glaube, im Oktober ist der nächste Länderpokal, da wird dann neu gesichtet. Dort versuche ich natürlich mein Bestes zu geben, und wenn es dann für eine Nominierung reichen sollte, wäre ich verdammt glücklich. (lacht)

Neben Levent Aycicek möchte von Haacke diese Saison nicht nur bei Werder sondern auch der DFB-U18 stehen
Victor Skripnik hat während des Spiels eigentlich nie was gesagt, Mirko Votava hingegen redet unentwegt an der Seitenlinie oder lamentiert auch gern mal bei den Schiris. Eine Umstellung?
Für mich persönlich ist das keine Umstellung. Im Spiel ist man da eh so fokussiert, dass man das Beste erreicht. Mirko Votava versucht es eher mit der Methode, den Spieler dabei mit Worten zu unterstützen und Victor Skripnik hat es da meist im Spiel einfach laufen lassen. Ich hab mit beiden „Arten“ kein Problem, deswegen ist das keine Umstellung.
Wie unterscheidet sich die Arbeit von Skripnik und Votava sonst?
Die unterscheidet sich wenn, dann nur geringfügig. Beide wollen, dass man guten Fußball spielt, dass man den Ball laufen lässt; beide lassen dasselbe System spielen. Jetzt in der U19 geht es ja aber schon mehr Richtung Herrenfußball, deswegen wird körperlich mehr gearbeitet und Standardsituationen werden intensiver trainiert. Ansonsten sind beide von der Arbeit aber relativ ähnlich.
Du spielst jetzt seit fünf Jahren in den Jugendmannschaften von Werder. Gab es damals auch Angebote anderer Vereine?
Nein, gar nicht. Also seitdem ich bei Bremen spiele, habe ich noch nie was von anderen Mannschaften gehört.
Durch deinen Bremer Wohnort bist du auch nicht im Internat untergebracht. Ein Vorteil?
Ja, finde ich schon. Ich hab ja meine Familie direkt bei mir. Ich komm nach der Schule direkt nach Hause und es gibt gleich warme Mahlzeiten. (lacht) Also für mich ist das schon ein Vorteil.
Du hast allen „auswärtigen“ Spielern angeboten, bei dir zu Hause zu schlafen, als deine Eltern im Urlaub waren. Quasi eine U19-WG. Sollten deine Eltern sich eine neue Bleibe suchen?
Auf gar keinen Fall, ohne meine Eltern wäre ich total aufgeschmissen. Als die im Urlaub waren, war der Kühlschrank öfter mal leer, also die sollten ruhig lieber bei mir bleiben. (lacht)
Daran sieht man aber, dass der vorhin angesprochene Teamgeist auch mit in die U19 genommen wurde…
Natürlich, der ist immer noch da. Wir unternehmen auch abseits des Trainings immer sehr viel miteinander.
Werder achtet auch sehr auf die schulische Ausbildung der Jugendspieler. Was passiert, wenn man mal schlechte Noten nicht nur nach Hause, sondern in den Verein bringt?
Inzwischen haben wir ja Ingo Götze im Verein, der sich um die schulische Seite kümmert, und wenn man mal schlechte Noten hat, dann kommt der auf einen zu, um zu helfen. Aber Ärger direkt gibt es da nicht.
Du bist sehr viel unterwegs, ist die Familie dabei auch mal genervt?
Bei meiner Familie ist es wohl eher das Gegenteil, ich hab manchmal das Gefühl, die sind sogar richtig froh, wenn mal ein Spiel weiter weg ist, wo sie zugucken können. Die unterstützen mich da überragend und verreisen auch mal gern. (lacht) Die sind eigentlich immer dabei.
In deinem Alter geht man am Wochenende eigentlich auch gerne mal feiern, du bist aber eher auf den Fußballplätzen Deutschlands unterwegs. Guckt man da mal neidisch auf die Freunde?
Klar hat man in meinem Alter auch mal das Bedürfnis wegzugehen. Aber im Endeffekt bin ich eigentlich froh, dass ich auf den Fußballplätzen stehen kann. Und normalerweise ist es ja auch genau das, was jeder, der Fußball spielt, erreichen will.
Bei Turnieren oder Testspielen steht ihr auch schon im besonderen Fokus und es gibt Autogrammanfragen von jungen Fans. Ist das lästig oder macht das einen eher stolz?
Das macht einen verdammt stolz. (lacht) Ich glaube, ich war zehn, als ich hier beim Training der Nationalmannschaft im Weserstadion war und selber nach den Autogrammen gefragt hab. Und wenn da jetzt kleine Fans ankommen, dann ist das schon richtig cool.
Wird man bei den Turnieren auch oft von Beratern angesprochen?
Direkt bei den Turnieren eigentlich nicht, aber dann nach den Spielen wird man ab und zu von Beratern angerufen.
Wenn man in so jungen Jahren schon im Fokus steht, besteht auch mal leicht die Gefahr abzuheben…
Natürlich ist die Gefahr gegeben, das ist bestimmt auch schon vielen passiert. Ich versuch da aber gar nicht drüber nachzudenken, und ich hab auch Freunde die darauf achten und mich daran hindern würden, und meine Eltern – oder besser gesagt Mutter im ganz Speziellen – hat schon früher zu mir gesagt: wenn ich abhebe, dann meldet sie mich vom Fußball ab. (lacht) Man probiert das schon zu vermeiden.
Mit dem Grundgerüst dieser Mannschaft wart ihr 2009 im Finale des hoch angesehenen World Finals in Manchester und habt dort sogar im Old Trafford gespielt. Was nimmt man aus solch einem Erlebnis mit?
Alles. Wir haben da gegen Mannschaften aus der ganzen Welt gespielt, gegen afrikanische, indische und so weiter. Das war so viel… Und wir hatten ein Halbfinalspiel gegen Paris St. Germain, wo wir hinten rein gedrückt wurden, aber trotzdem haben wir es letztendlich im Elfmeterschießen geschafft, ins Finale zu kommen und haben in so einem riesigen Stadion wie Old Trafford gespielt, vor so vielen Zuschauern… Das wird man wohl nie vergessen.
Du hast jetzt auch schon ein paar Mal beim Perspektivtraining teilgenommen. Eine besondere Erfahrung, mit den Profis zu trainieren?
Wenn man da plötzlich mit Wesley, Marin und Fritz auf dem Platz steht, dann ist das natürlich schon was ganz anderes und ein super Gefühl.
Aber die Schwächen werden einem da noch mal besonders offengelegt…
Klar, das geht ja dort alles viel schneller. Da hat man nicht die Zeit, sich noch zweimal zu drehen, weil gleich jemand auf den Füßen steht. Dabei sieht man schon sehr gut, woran man noch arbeiten kann.
Gab es auch schon besonderes Feedback von den Profis oder aus dem Trainerteam zu euren/deinen Leistungen dort?
Nein, dafür ist das ja eigentlich auch nicht da. Ich denke, wir sollen durch das Training da erstmal ran geführt werden, beziehungsweise sehen, wie das ist, mit den Profis zu trainieren und was für ein Tempo da herrscht. Ein Feedback gab es da bisher noch nicht.
Jeder kleine Junge träumt eigentlich davon, irgendwann mal Fußballprofi zu werden. Du bist jetzt in der U19, und von vielen Seiten wird dir ein großes Talent nachgesagt. Wann kam der Punkt in deinem Leben, wo du dir sicher warst, dass du den Profistatus nicht nur erreichen willst, sondern sogar kannst?
Das ging so langsam los, als ich bei Werder angefangen habe. Damals war ich 12 und da fing der Traum an. Und als man dann älter wurde, so in der U15, da hat man sich dann langsam Gedanken gemacht, dass man es ja vielleicht tatsächlich schaffen kann…
Manuel Neuer, Kevin Großkreutz, als Bremer Beispiel Christian Schulz – viele Spieler haben in der Jugend auch schon „ihre“ Mannschaft verfolgt. Bist du auch des Öfteren im Stadion oder verfolgst die Spiele von Werder zumindest mit großem Interesse?
Ich bin in Bremen aufgewachsen und fühl mich natürlich auch als absoluter Bremer. Da ist dann klar, dass man öfter auch ins Stadion geht und die Mannschaft mit einem besonderen Interesse verfolgt.
Weißt du eigentlich, dass du bald in einem Atemzug mit Werder-Ikonen wie Dieter Burdenski und Uwe Harttgen genannt werden kannst?
Ja, jetzt weiß ich es. (lacht)
Du hast grade von meinem Zettel die Antwort abgelesen, dass diese beiden die letzten Spieler waren, die in Bremen geboren wurden und dann auch bei Werder spielten…
Ganz genau. (lacht) Klar würde das einen stolz machen, aber das ist ja noch lange hin, und noch ist es ja nicht so weit, also muss ich erstmal zusehen, dass ich dahin komme und dann kann man noch mal darüber reden.
Wo siehst du dich selber in fünf Jahren?
Als Bundesligaspieler.
Bei welcher Mannschaft?
Natürlich bei Werder Bremen.
Er macht auf mich immer sowohl sportlich als auch menschlich einen sehr positiven Eindruck.
Hoffentlich geht seine Entwicklung so positiv weiter und wir sehen ihn in einigen Jahren bei den Profis!
Sehr schön!
Vielen Dank für das Interview! Klingt wirklich recht positiv *thumbs up*
Schönes Interview kiki.
Gerne mehr davon.
Hoffentlich schafft er es bis in die Bundesliga im Werder-Trikot, es wäre ihm zu gönnen.
Top Interview! Danke Kiki! Worum rulez!
Ich hab da ein gutes Gefühl Max. Ich bin ein Fan seiner Spielweise.
Schönes Interview mit netten Einblicken. Hoffentlich schafft er es nach ganz oben.
Sportlich und menschlich hoffentlich bald eine Stütze für die Erste!
[…] hat. Der 17-jährige fühlt sich als “absoluter Bremer”, wie er im letzten August im Worum-Interview verriet. Natürlich hoffen alle Beteiligten, mal wieder ein echtes Kind der Heimatstadt des Klubs […]
http://www.facebook.com/pages/Julian-von-Haacke/437503079637188
offizielle facebook seite